Errette, die zum Tode geschleppt werden, und die zur Würgung hinwanken, o halte sie zurück! Wenn du sprichst: Siehe, wir wussten nichts davon—wird nicht er, der die Herzen wägt, es merken, und er, der auf deine Seele achthat, es wissen? Und er wird dem Menschen vergelten nach seinem Tun.
—Sprüche 24,10-12
In Deutschland geschieht wieder ein Holocaust. Nach offiziellen Angaben werden dabei jedes Jahr 100.000 Menschen ermordet. Schätzungen gehen sogar von bis zu 300.000 Opfern aus. Das sind 1.000.000 Ermordete in weniger als dreieinhalb Jahren. Doch die Medien berichten nicht darüber, und niemand zieht in den Krieg, um dem Morden Einhalt zu gebieten. Die meisten haben sich mit dem täglichen Morden abgefunden; es ist zur Normalität geworden. Kaum jemand denkt auch nur darüber nach. Kaum jemandem bereitet das Leiden der Opfer schlaflose Nächte. Kaum jemand erhebt seine Stimme gegen das Morden. Es ist ein stiller Holocaust. Die Rede ist von Abtreibung, vom Massenmord im Mutterleib.
Dieser stille Holocaust findet nicht nur in Deutschland statt, sondern weltweit. Nach Schätzungen der WHO werden jährlich etwa 73 Millionen Kinder im Mutterleib ermordet. Das sind 40 % aller Todesfälle. Nicht Krebs, nicht Pandemien, nicht Altersschwäche, sondern Abtreibung ist mit Abstand die häufigste Todesursache. Über die letzten Jahrzehnte gerechnet sprechen wir von Milliarden ermordeten Kindern. Daneben verblasst jeder Krieg, jede Seuche, jeder Völkermord. Wir reden gerne vom „dunklen Mittelalter“. Wie werden kommende Generationen wohl unsere Zeit betiteln, die Zeit des milliardenfachen Kindermordes?
1. Ist Abtreibung wirklich so schlimm?
Manche mögen sich daran stören, dass ich bei Abtreibung von Mord spreche. Doch wer sich daran stört, weiß vermutlich nicht, was bei einer Abtreibung tatsächlich passiert. Bei Abtreibung handelt es sich um das bewusste und gewollte Auslöschen menschlichen Lebens, und zwar auf eine unvorstellbar grausame Weise. In den meisten Fällen läuft eine Abtreibung so ab, dass ein Sauger in die Gebärmutter eingeführt wird, der durch Unterdruck den Körper des kleinen Kindes Stück für Stück auseinanderreißt und die einzelnen Stücke absaugt: die Ärmchen, die Beinchen, die Eingeweide, das zerquetschte Köpfchen. Eine Mutter beschreibt die Abtreibung ihres Kindes so: „Ich konnte spüren, wie das Baby aus meinem Inneren gerissen wurde. Es war wirklich schmerzhaft. Nach Dreiviertel der Operation setzte ich mich auf. Im Zylinder sah ich die Teile meines kleinen Kindes in einer Blutlache schwimmen. Ich schrie und sprang vom Tisch auf. Ich konnte nicht aufhören, mich zu übergeben.“
Das Kind erleidet bei dieser Prozedur Todesqualen. Auf Ultraschallaufnahmen von Abtreibungen ist zu sehen, wie das Kind sich vor Schmerzen zusammenkrümmt und versucht, dem Sauger zu entkommen. Diese Aufnahmen sind in einem unerträglichen Maße schrecklich, aber sie sind tödliche Realität für Abermillionen von Kindern.
Ich schreibe dies so klar, um uns die Augen für das zu öffnen, was jeden Tag hundertfach geschieht in unserem Land. Der amerikanische Pastor John Piper sagte: „Benutze deine Vorstellungskraft, um zu sehen, was Abtreibung wirklich ist! Kämpfe gegen die Art von gesellschaftlicher Verblödung, die Nazi-Deutschland ergriffen hatte—das Gefühl, dass das Problem so groß und so schrecklich ist und sich unserer Kontrolle entzieht, dass es nicht falsch sein kann, es einfach geschehen zu lassen. Benutze deine Vorstellungskraft, um zu sehen und zu fühlen, was wirklich hinter diesen sterilen Kliniktüren geschieht! Wenn du jedes kleine Kunstwerk Gottes sehen könntest, wenn es zerquetscht, vergiftet oder ausgehungert wird, würdest du sagen: ‚Das kann nicht sein! Zivilisierte Menschen tun so etwas nicht!‘ Die Kinder werden nicht gerettet und Gottes Werk wird nicht geehrt, wenn wir uns dies nicht anhaltend und mit Mitgefühl vorstellen. Ansonsten ist es aus den Augen, aus dem Sinn—genau wie Auschwitz. Es kann einfach nicht sein, und deshalb tun wir so, als ob es nicht so wäre.“
Abtreibung ist Mord. Vorsätzlicher, grausamer Mord an den Kleinsten und Hilflosesten. In Auftrag gegeben von der Person, die das Kind am meisten lieben und schützen sollte: der eigenen Mutter. Ausgeführt an dem Ort, wo das Kind am sichersten sein sollte: im Mutterleib. Ausgeführt von Ärzten, die geschworen haben, kein Leid zuzufügen. Und die Abtreibungsaktivisten wissen das auch. Die Professorin und bekannte Abtreibungsbefürworterin Camille Paglia sagte: „Ich habe immer offen zugegeben, dass Abtreibung Mord ist, die Ausrottung der Schwachen durch die Starken.“ Das ist es also, wozu der Darwinismus, die atheistische Alternative zum gütigen Schöpfergott, führt.
Als Christen sind wir der Wahrheit verpflichtet. Deshalb müssen wir Abtreibung als das bezeichnen, was es ist, nämlich grausamer Mord. Und wir müssen die Beteiligten als das bezeichnen, was sie sind, nämlich Täter. Und das gilt auch für die Mütter. Selbst die meisten Pro Life-Organisationen folgen dem feministischen Narrativ, dass die Frauen Opfer seien. Auch wenn es viele Frauen gibt, die von ihrem Liebhaber oder ihrer Familie zur Abtreibung gedrängt werden, ändert das nichts daran, dass sie es sind, die den Mord ihres Kindes in Auftrag geben. Deshalb sollten sie auch entsprechend bestraft werden. Wir werden dem Kindermord keinen Einhalt gebieten, wenn wir nicht anfangen, alle beteiligten Täter zu bestrafen: Mütter, Väter, Ärzte, Politiker.
2. Was sagt die Bibel über Abtreibung?
Kinder im Mutterleib sind keinesfalls reine Zellklumpen—was mittlerweile auch die Wissenschaft bestätigt. Vielmehr ist jedes Kind ein von Gott gewolltes und gemachtes Meisterwerk; dies gilt auch für den Embryo (Ps 139,13-16). Sie sind Individuen, einzigartige Personen mit einzigartiger Persönlichkeit: Gott hat ihnen bereits einen Namen gegeben (Jes 49,1). Er steht bereits in einer Beziehung zu ihnen (Röm 9,13) und hat einen Plan für ihr Leben (Jer 1,5). Er kann sie schon mit Heiligen Geist erfüllen, sodass sie vor Freude hüpfen (Lk 1,39-44). Was sagt Gott wohl dazu, wenn man diese Kleinen im Mutterleib ermordet?
Für Gott ist jeder Mord ein Gräuel, denn Er hat jeden Menschen im Bilde Gottes geschaffen (Gen 1,27). Deswegen heißt es in den Zehn Geboten: Du sollst nicht töten (Ex 20,13; Deut 5,17). In Gottes Augen ist Mord ein so schlimmes Vergehen, dass Er dafür die Todesstrafe verordnet (Gen 9,6). Und was Gott besonders hasst, ist das Vergießen von unschuldigem Blut (Spr 6,16-17). Über das Ermorden der eigenen Kinder sagt Gott, dass Ihm solche Gräuel nicht einmal in den Sinn gekommen wären (Jer 32,35). Der göttliche Lebensschutz erstreckt sich ausdrücklich auch auf Kinder im Mutterleib. So verdient derjenige, der ein Baby im Mutterleib tötet, dieselbe Strafe wie der, der einen geborenen Menschen tötet, nämlich den Tod (Ex 21,22-25). Wie denkt Gott also über Abtreibung? Er hasst sie. Sie ist Ihm ein schier unvorstellbarer Gräuel. Das Blut der ermordeten Kinder schreit zu Ihm; und Er wird sie nicht vergessen, sondern sie rächen (Ps 9,13).
Darüber hinaus ist Abtreibung eine nationale Sünde mit nationalen Konsequenzen. Es sind nicht einige wenige Einzelpersonen, die abtreiben; es handelt sich um ein staatlich und gesellschaftlich gewolltes und gefördertes Vernichtungssystem. Damit es in einem Land soweit kommen kann, muss Gott die Menschen aufgrund ihres massiven Unglaubens hingeben in einen verworfenen Sinn, zu tun, was sich selbst für Gottlose eigentlich nicht geziemt. Nur so lässt sich diese Besessenheit vom Kindermord erklären: dass Gott Seine Hand von den Menschen zurückgezogen und sie den bösen Neigungen ihrer Herzen derart überlassen hat, dass es ihnen sogar an der natürlichen Liebe und der natürlichen Barmherzigkeit einer Mutter zu ihrem Kind fehlt (Röm 1,28-31). Der Gotteshass in unserem Land führt zu einer dezidiert antichristlichen Religion des Todes, wie geschrieben steht: „Alle, die mich hassen, lieben den Tod“ (Spr 8,36).
Gott warnte die Israeliten, dass das Land sie ausspeien würde, wenn sie den Gräuel verüben würden, ihre eigenen Kinder dem Molech zu opfern (Lev 18,21-28). Unser Land opfert seine Kinder massenhaft dem modernen Molech, dem Götzen des Eigenwillens und des Egoismus und der Hurerei. Durch das unschuldig vergossene Blut liegt eine Blutschuld auf unserem Land (5. Mo 19,10), und dadurch, dass wir die Täter nicht bestrafen, verunreinigen wir unser Land noch mehr (4. Mo 35,33). Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Gott Sein Gericht über unser Land bringt und das Land uns auskotzen wird, weil es das Blut unserer Kinder nicht mehr trinken und unsere Bosheit nicht mehr ertragen kann.
3. Was müssen wir tun?
Vor Gott reicht es nicht, dass wir selbst keine Kinder ermorden. Es reicht auch nicht, nur für ein Ende des Mordens zu beten. Gott erwartet, dass wir aktiv dagegen vorgehen. Sonst machen wir uns mitschuldig an dem millionenfachen Leiden und Sterben der Kleinsten und Hilflosesten. Wir müssen unseren Mund öffnen für die stummen Kinder, die nicht für sich selbst sprechen können; wir müssen uns einsetzen für ihr Recht auf Leben, das sie nicht selbst verteidigen können (Spr 31,8-9). Dies ist besonders eine Ermahnung an die Pastoren in unserem Land: Gebraucht endlich den Mund, den Gott euch gegeben hat, um laut und öffentlich gegen das Gräuel der Abtreibung zu predigen!
Es heißt in der Schrift: „Errette, die zum Tode geschleppt werden, und die zur Würgung hinwanken, o halte sie zurück! Wenn du sprichst: Siehe, wir wussten nichts davon—wird nicht er, der die Herzen wägt, es merken, und er, der auf deine Seele achthat, es wissen? Und er wird dem Menschen vergelten nach seinem Tun“ (Spr 24,10-12). Wir müssen die Kinder retten, die zur Abtreibung geschleppt werden. Es reicht nicht, um sie zu trauern; wir müssen sie retten! Wir müssen für die Rettung dieser Kinder beten, nicht nur in unserem Kämmerlein, sondern in den Gemeinden und in Gebetsgemeinschaften. Wir müssen freimütig gegen Abtreibung predigen, nicht nur im Gemeindesaal, sondern auf den Straßen unserer Städte. Wir müssen rausgehen vor die Kliniken und Beratungsstätten und mit den Müttern ringen, ihre Kinder nicht zu töten.
Und wir müssen unsere Forderung nach einem sofortigen und vollständigen Ende von Abtreibungen in die Gesellschaft und die Politik tragen. Wir müssen da ansetzen, wo das Übel seinen Ausgang hat: beim Staat und seinen Gesetzen, die Abtreibungen erlauben und fördern. Wir müssen die Gesetze ändern. Abtreibung muss wieder ein strafbares Verbrechen sein in unserem Land. Wir sollten den Politkern schreiben, deren Aufgabe es ist, uns im Landtag und im Bundestag zu repräsentieren. Die Position einer Partei zur Abtreibung muss bei unserer Wahlentscheidung ganz oben auf der Liste stehen. Wenn wir diese Dinge nicht tun, wenn wir nichts unternehmen, um das Leben dieser Kinder tatsächlich zu retten, dann haben wir keine Entschuldigung vor Gott. Denn Er weiß, dass wir wissen, welche Gräuel täglich geschehen in unserem Land, und Er wird uns vergelten nach unserem Tun und uns richten für unsere Lieblosigkeit und Gleichgültigkeit und Feigheit.
Eine Mutter erzählte einmal ihrem vier- oder fünfjährigen Sohn, dass Kinder im Mutterleib getötet werden. Der kleine Sohn lief davon und in sein Zimmer. Als er nach kurzer Zeit wieder herauskam, hatte er sein Holzschwert in der Hand. Die Mutter fragte ihn, was er damit vorhabe. Er antwortete: „Ich werde diese Babys beschützen!“ Ich stelle uns Christen die Frage: Warum hatte dieser kleine Junge mehr Mut und moralische Integrität als die meisten Christen heute? Er hatte sofort verstanden, dass es seine Pflicht ist, die Schwachen und Hilflosen vor der Ermordung zu retten. Verstehen wir das auch? Warum handeln wir dann nicht?
Lasst uns das Schwert des Geistes, Gottes mächtiges Wort, nutzen, um gegen Abtreibung zu kämpfen! Wir Christen haben die einzige Botschaft, die nicht nur diese unzähligen Kinder retten kann, sondern auch ihre Mörder. Das Evangelium macht nicht nur Kindsmörder zu Kindsrettern. Es hat auch die Kraft, alle Sünden wegzunehmen, selbst die des Kindermords. Viele Frauen haben nach einer Abtreibung schwere Schuldgefühle und Depressionen. Die Lösung dafür sind keine Therapiesitzungen, sondern Buße und Glaube an den Herrn Jesus Christus. Selbst die blutrote Gräuelsünde des Kindermords ist nicht zu groß für das Blut Christi, wie geschrieben steht: „Wenn eure Sünden wie Scharlach sind, wie Schnee sollen sie weiß werden; wenn sie rot sind wie Karmesin, wie Wolle sollen sie werden“ (Jes 1,18b).
Peter Garrett, ehem. Mitglied des australischen Repräsentantenhauses, sagte: „Der Kampf für das Leben ist das wichtigste Anliegen unserer Zeit, und dieser Kampf zwischen dem Evangelium des Lebens und der Kultur des Todes wird über das Schicksal der Menschheit entscheiden.“ Wirst du dich beteiligen an diesem Kampf? Wirst du dich beteiligen an der Rettung von Kindern—und Mördern? Wirst du das Evangelium des Lebens unseres Herrn Jesus Christus verkündigen in Wort und Tat, damit es Seine göttliche Kraft entfalten und die Kultur des Todes besiegen kann?
ein Artikel von Tobias Riemenschneider, Pastor der Evangelisch-Reformierten Baptistengemeinde Frankfurt