“Dies ist das Buch von Adams Geschlechtern. An dem Tag, als Gott Adam schuf, machte er ihn im Gleichnis Gottes. Mann und Frau schuf er sie, und er segnete sie und gab ihnen den Namen Mensch, an dem Tag, als sie geschaffen wurden.” (1. Mo 5,1-2)
Der Mensch, insbesondere das Gehirn des Menschen, gilt als das komplexeste bekannte biologische System auf dieser Erde. Während Wissenschaftler darüber spekulieren und erklären, dass der Mensch sich über Jahrmillionen zu dieser komplexen Spezies entwickelt hat, können wir Christen die einfache und einzig richtige Antwort auf die Komplexität des Menschen geben: Er ist in dem Bilde Gottes geschaffen worden. Es findet sich also der Abdruck eines intelligenten Designers in dem Menschen: Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde. Der englische Theologe und Philosoph, William Paley (1743-1805), beschreibt das Wirken eines Schöpfers in der Natur, indem er ihn mit einem Uhrmacher vergleicht: „Würde man einen Stein finden, so könne man vermuten, er habe schon immer dort gelegen. Würde man aber eine Uhr finden, so würde man dies kaum vermuten.
Aus der Zweckmäßigkeit, mit der die Einzelteile der Uhr zusammengefügt seien, müsse man schließen, dass die Uhr einen intelligenten Schöpfer, den Uhrmacher, gehabt habe. Folglich müsse auch ein lebender Organismus, dessen Körperteile ebenso zweckmäßig zusammenwirkten wie die Teile einer Uhr, einen intelligenten Schöpfer haben.“1 Die gesamte Schöpfung, insbesondere der Mensch, lehrt uns, dass es einen intelligenten Schöpfer geben muss.
Die Lehre über die Herkunft des Menschen
ist gerade in unseren Tagen eine umstrittene Lehre. Entgegen der Lehre des Darwinismus, worin der Mensch ein Produkt des Zufalls und der Evolution ist, empfangen wir in der Offenbarung Gottes Licht, Klarheit und Wahrheit darüber, woher der Mensch kommt und auch wie und wozu der Mensch geschaffen wurde. Wenn wir die Wahrheit über die Herkunft des Menschen wissen, werden uns auch die zentralsten Fragen des Lebens beantwortet: Woher komme ich, wieso lebe ich und was geschieht nach dem Tod? Aus diesem Grund wollen wir in diesem Artikel den ersten Teil über die Lehre des Menschen untersuchen.
Dabei wollen wir auf vier wesentliche Aspekte dieser Lehre eingehen: die Erschaffung des Menschen, die Ebenbildlichkeit Gottes, die Natur und die Aufgabe des Menschen. In der nächsten Ausgabe werden wir dann im zweiten Teil dieser Lehre auf den Fall, die verdorbene Natur und die Wiederherstellung des Menschen eingehen.
1. Die Erschaffung des Menschen
Wenn wir den Schöpfungsbericht lesen, dann fällt auf, dass Gott den Menschen geschaffen hat, nachdem er die Himmel und die Erde geschaffen hatte. Gott schuf also zunächst ein perfektes Universum und eine perfekte Erde, damit der Mensch darin leben kann. Mit anderen Worten: Gott schuf einen perfekten, vollkommenen und wunderschönen Lebensraum für den Menschen. Gott schuf in den ersten sechs Tagen das Licht (1.Mose1,3), den Himmel (V.6), die Wasser, Kräuter und fruchttragende Bäume (V.9), Sterne, Sonne und Mond (V.14), die Tiere im Himmel und im Wasser (V.20), die Tiere der Erde (V.24), und schließlich schuf Gott den Menschen „nach seinem Gleichnis“, damit er „über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde herrschen solle“ (V.26). Gott schuf diese Erde also für den Menschen, damit es dem Menschen gutgehe und er über die Schöpfung herrsche.
Diese wunderbare Tatsache bringt Johannes Calvin eindrücklich auf den Punkt, indem er schreibt: „Gerade in der Ordnung der Dinge soll doch Gottes väterliche Liebe gegen die Menschheit mit Fleiß betrachtet werden: Hat er doch den Adam erst geschaffen, als er die Welt mit der Fülle aller Güter ausgerüstet hatte! Denn hätte er ihn auf noch öde und leere Erde gesetzt, hätte er ihm das Leben vor der Erschaffung des Lichts gegeben, so müsste der Eindruck entstehen, er sei nicht um sein Wohl besorgt gewesen. Nun aber hat er die Bewegung der Sonne und der Gestirne zum Nutzen des Menschen geordnet, Erde, Wasser und Luft mit allerlei lebendigen Wesen erfüllt, einen Überfluss an allerlei Früchten zur Nahrung gegeben; so zeigt er sich als ein fürsorglicher und treuer Hausvater, der in seiner Fürsorge seine wundersame Güte gegen uns offenbart.“2
Ja, der Mensch sollte an der Schöpfung die Freundlichkeit, Schönheit und Güte Gottes erkennen. Dies wird auch daran sichtbar, dass „Gott, der Herr, aus dem Erdboden allerlei Bäume wachsen ließ, lieblich anzusehen und gut zur Speise“ (2,9). Gott schuf also auch Bäume, die einfach nur schön waren. Der Mensch sollte die Bäume anschauen, um sich an ihrer Schönheit zu erfreuen. Und Gott schuf Bäume, die gut zur Speise waren. Gott versorgte den Menschen wirklich mit allem, was gut und schön war, damit sowohl das Herz des Menschen sich freue, als auch der Körper des Menschen versorgt sei. Ist dies nicht ein Akt der Güte und Freundlichkeit Gottes?
Diese Tatsache, dass Gott die Erde für den Menschen geschaffen hat, zeigt uns auch, dass der Mensch die Krone der Schöpfung ist. Der Mensch wurde nicht für die Erde geschaffen; die Erde wurde für den Menschen geschaffen. Denn der Mensch ist, anders als alle anderen Geschöpfe, in dem Bild Gottes geschaffen; worauf wir nun näher eingehen werden.
2. Der Mensch als Ebenbild Gottes
Wir leben in einer Zeit, in der viele Menschen dem Tier eine höhere Würde und Stellung in der Schöpfung zuschreiben als dem Menschen. Dies ist nichts anderes als die Frucht des Darwinismus. Doch wenn wir den Schöpfungsbericht studieren, und wenn wir den Menschen mit den Tieren vergleichen, dann stellen wir unweigerlich fest, dass der Mensch eine weitaus höhere Würde und Stellung hat, als alle anderen Geschöpfe auf dieser Erde. Der Grund dafür liegt darin, dass der Mensch „nach dem Bild Gottes“ und „nach seinem Gleichnis“ gemacht wurde. (1.Mose 1,26; 5,1)
Doch was genau bedeutet dies? Es bedeutet nicht, dass Gott aussieht wie ein Mensch, oder dass er als alter Mann mit weißem Bart im Himmel sitzt – wie einige Spötter behaupten. Nein, Gott sieht weder aus wie wir Menschen, noch hat er einen Körper wie wir Menschen. Wir haben bereits in einer früheren Ausgabe dieses Magazins gelernt, dass Gott Geist ist, und von daher keinen Körper hat. Wenn die Schrift davon redet, dass der Mensch nach dem Bild Gottes geschaffen ist, bedeutet dies, dass der Mensch in seinen Eigenschaften und Funktionen Gott in dieser Schöpfung widerspiegelt und repräsentiert. Der Mensch ist in verschiedener Hinsicht nach dem Bilde Gottes geschaffen worden. Ich möchte an dieser Stelle auf drei Aspekte dieses Bildnisses eingehen:
Das Bildnis der Eigenschaften Gottes
Wir haben bereits gelernt, dass Gott einige mitteilbare Eigenschaften hat, die Er auch den Menschen übertragen hat. Liebe, Güte, Freundlichkeit usw. sind Eigenschaften Gottes, die Er in den Menschen hineinlegte, als Er ihn geschaffen hat. Wenn wir Menschen also lieben, Mitgefühl empfinden, Sinn für Gerechtigkeit haben oder das Empfinden für Schönheit oder Kreativität, sind das alles Ausdrucksformen des Bildnisses Gottes. Dadurch repräsentieren wir Gott und bekommen einen kleinen Einblick darin, wie Gott ist.
Das Bildnis der Herrschaft Gottes
Eine andere Form, wie der Mensch nach dem Bild Gottes gemacht wurde, ist die Herrschaft Gottes. Gott ist der souveräne Herrscher des ganzen Universums. Das bedeutet: Er regiert, plant, koordiniert und führt alle Dinge in diesem Universum so, wie es Ihm selbst gefällt. In begrenzter Form hat Gott dem Menschen genau diesen Auftrag für die Erde gegeben, indem er sagte, dass die Menschen „über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde herrschen sollen“ (1. Mose 1,26). Das bedeutet: So wie Gott über die gesamte Schöpfung herrscht, soll der Mensch – stellvertretend für Gott – über die Erde herrschen. Er soll sie regieren, soll planen, koordinieren und führen, und somit das Bild Gottes auf dieser Erde repräsentieren.
Das Bildnis der Beziehungen Gottes
Bei der Schöpfung des Menschen bekommen wir zum ersten Mal in der Schrift einen Hinweis darauf, dass Gott aus einer Mehrzahl besteht. Es heißt dort nämlich: „Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen in unserem Bild „(1. Mose 1,26). Das „uns“ lässt darauf schließen, dass Gott aus einer Mehrzahl besteht. Das Neue Testament entfaltet die Lehre der Trinität sehr ausführlich – worauf wir in der letzten Ausgabe eingegangen sind. Die Bibel zeigt uns deutlich, dass die drei Personen in einer ewigen, vollkommenen und harmonischen Beziehung existieren. So schuf Gott den Menschen auch als Beziehungswesen. Der Mensch ist geschaffen worden, um zum einen mit seinem Schöpfer und zum anderen mit seinen Mitmenschen in Beziehung zu leben. Die Beziehungen zwischen den Menschen zeigen uns also auch, dass der Mensch in dem Bild seines Gottes geschaffen wurde.
3. Die Natur des Menschen
Gott hat den Menschen aus zwei Teilen geschaffen, aus einem physischen und einem geistlichen Teil. Die Natur des Menschen besteht also aus einem Körper und einer Seele. Dies wird in 2. Mose 2,7 deutlich gelehrt, wo es heißt: „Und Gott, der HERR, bildete den Menschen, Staub vom Erdboden, und hauchte in seine Nase den Odem des Lebens; und der Mensch wurde eine lebendige Seele.“ Gott schuf den Körper des Menschen aus dem Staub der Erde und die Seele des Menschen durch den Hauch Seines Mundes. Daher besteht die Natur des Menschen aus diesen zwei Teilen: Körper und Seele. Man kann auch sagen: Die Natur des Menschen besteht aus einem physischen und einem geistigen Teil.
Joel Beeke und Paul Smalley erklären hierzu: „Als Gott Himmel und Erde schuf, erschuf er ein geteiltes Reich: Oben leben die Geister, unten Pflanzen und Tiere. Doch es gibt ein Wesen, das beide Reiche vereint. Herman Bavinck sagte dazu: „Die Schöpfung gipfelt im Menschen, wo die geistige und die materielle Welt miteinander verbunden sind. Genau darin liegt das Wunder des Menschen: Er ist ein Geschöpf aus Körper und Geist – mit den Füßen fest auf der Erde, doch mit einer Seele, die sich nach dem Himmel sehnt.“3
Dass der Mensch aus diesen beiden Teilen besteht, bestätigt die Bibel an mehreren Stellen. Jakobus sagt: „Denn wie der Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne die Werke tot.“(Jak. 2,26) Hier ist die Rede davon, dass der Leib und der Geist verbunden sind, weshalb der Leib ohne den Geist tot ist. Auch Salomo lehrt diesen Dualismus, indem er sagt: „Der Geist des Menschen ist eine Leuchte des HERRN, durchforschend alle Kammern des Leibes.“ (Spr. 20,27)
Gerade hierin unterscheidet sich der Mensch auch von Engeln oder Tieren, denn die Tiere bestehen einfach nur aus einem Körper, der, wenn er stirbt, verwest und nicht mehr existiert. Wenn der Mensch jedoch stirbt, verwest zwar sein Körper, doch seine Seele existiert weiter, weil der Mensch nicht nur ein physisches, sondern auch ein geistiges Wesen ist.
4. Die Aufgabe des Menschen
Als Gott den Menschen schuf, schuf Er ihn zu einem bestimmten Zweck, nämlich damit er „über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde herrschen solle“ (1.Mose 1,26). Gott gab dem Menschen die Aufgabe, über die Erde zu herrschen und sie sich untertan zu machen. Diese Tatsache soll uns zum einen zeigen, dass wir diese Erde und alles, was uns diese Erde gibt, zu unserem Gebrauch nutzen können. So lehrt Paulus deutlich: „Denn jedes Geschöpf Gottes ist gut und nichts verwerflich, wenn es mit Danksagung genommen wird.“ (1. Tim. 4,4) Zum anderen wird dadurch deutlich, dass der Mensch auch verantwortungsbewusst mit der Schöpfung umgehen soll. Deshalb lehrt Salomo auch: „Der Gerechte kümmert sich um das Leben seines Viehs, aber das Herz der Gottlosen ist grausam.“ (Spr. 12,10) Wir dürfen also durchaus diese Erde und alles, was auf ihr ist, uns untertan machen. Gleichzeitig sollten wir diese Schöpfung nicht grausam und böswillig zerstören.
Wir konnten also in aller Kürze sehen, dass Gott den Menschen in eine perfekte Schöpfung gestellt hat, damit er über sie herrschen soll; ferner dass der Mensch im Ebenbild Gottes geschaffen wurde und als einziges Geschöpf aus einer physischen und geistigen Natur besteht. Diese kurze Betrachtung sollte ausreichen, um mit David auszurufen: „Ich preise dich dafür, dass ich auf eine erstaunliche, ausgezeichnete Weise gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele weiß es sehr wohl.“ (Ps. 139,14)
Ein Artikel von Richard Friesen, Pastor der EBC Waiblingen